Richtig Auto fahren in den USA

Die Sommerferien stehen vor der Türe und vielleicht haben einige von Euch ja eine Reise nach Amerika geplant. Dort sind die Verkehrsregeln leicht anders als bei uns in der Schweiz. Das kann zu Missverständnissen und vielleicht sogar zu gefährlichen Situationen führen. Mit diesen Tipps sollte Euer Roadtrip im Ami-Land eine sichere Sache und zum vollen Erfolg werden.

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Ihr könnt Euch freuen! In den USA sind nicht nur die Autos grösser und breiter, sondern auch die Strassen und die Parkfelder. Die tieferen Höchstgeschwindigkeiten laden zum Cruisen ein. Die meisten Amerikaner sind gemütlich unterwegs und fahren eher miteinander als gegeneinander wie wir in der Schweiz. Sie nehmen Rücksicht auf die andern Verkehrsteilnehmer – da passt man sich am besten gleich an.

Innerorts richtig fahren

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  • All Way Stop (auch 4 Way Stop): In Wohnquartieren haben häufig alle Strassen ein Stoppschild. Darauf weist ein kleines Zusatzschild hin. Achtung! Hier gilt damit nicht Rechtsvortritt wie in der Schweiz. Wer die Kreuzung zuerst erreicht (das heisst: wer zuerst zum Stillstand kommt), der darf auch zuerst wieder losfahren. Hier braucht’s ziemlich Konzentration, sich die Reihenfolge zu merken, wenn aus allen Richtungen gleichzeitig Fahrzeuge an der Kreuzung eintreffen. Es lohnt sich nicht, hier tricksen zu wollen. Am besten fährt man noch einen halben Meter weiter und hält dann an, anstatt zum genau gleichen Zeitpunkt wie ein anderer zu stoppen.
    Diese Vortrittsregelung ist irgendwie gerechter als in der Schweiz, verhindert aber auch einen anständigen Verkehrsfluss.
    Ist gerade kein anderes Auto zu sehen, machen viele Einheimische einen Rollstopp. Nur nachmachen, wenn man die (hohe!) Busse nicht scheut.

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  • Turn on Red: An Kreuzungen darf man auch bei Rot (genauer: wenn eine rote Scheibe leuchtet) nach rechts abbiegen, wenn das vom kreuzenden oder abbiegenden Verkehr und Fussgängern mit Grün her möglich ist. Das Rotlicht heisst in diesem Fall: kein Vortritt. Abbiegen darf man immer dann, wenn es nicht explizit untersagt ist («No turn on red» oder wenn an der Ampel ein roter Pfeil leuchtet). Das hält den Verkehrsfluss geschmeidiger.
    Für Europäer braucht es schon eine gewisse Überwindung, trotz Rot zu fahren. Wichtig ist wie gesagt die Unterscheidung zwischen einer roten Scheibe (erlaubt) und einem roten Pfeil (nicht erlaubt).

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  • Abbiegespur: Vielfach existiert in der Strassenmitte eine zusätzliche Spur, die zum Abbiegen und Einfädeln dient. Auf diese fährt Ihr, wenn Ihr nach links auf einen Parkplatz eines Ladens oder Restaurants abbiegen möchtet. Jetzt könnt Ihr abbremsen, ohne dass der Verkehr hinter Euch ebenfalls verlangsamen muss. Auch beim Einbiegen auf diese Strasse könnt Ihr zuerst auf diese Spur fahren, dann beschleunigen und schlussendlich in den Verkehr einfädeln. So kann man schneller in die Strasse einbiegen und muss nicht warten, bis wirklich von überall her kein Auto mehr kommt.
  • U-Turn: Ist die Strasse durch einen Grünstreifen richtungsgetrennt, fährt Ihr einfach weiter und macht an der nächsten Kreuzung einen U-Turn, also eine 180°-Wende. Ein Schild sagt, falls das nicht erlaubt ist.

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  • Haltender Schulbus: Wenn einer der gelben Schulbusse anhält, um Schulkinder ein- oder auszuladen, klappt er auf der Seite eine «Stop»-Tafel aus und seine Lichter blinken orange. Alle Fahrzeuge müssen anhalten – auch die in Gegenrichtung, sofern nicht eine Mittelinsel auf der Strasse vorhanden ist. Man darf erst wieder weiterfahren, wenn sich die Tafel einklappt und die Lichter nicht mehr blinken, auch wenn das ein paar Minuten lang dauert. Damit können Schulkinder so gefahrlos wie möglich ein- und aussteigen. Haltet Euch unbedingt daran: Die Busse beträgt 700 US-Dollar.
  • Fussgänger haben Vortritt: Noch bis vor ein paar Jahren hatten Fussgänger in Amerika keinerlei Rechte. Es war auch keiner zu Fuss unterwegs. Das hat sich jetzt aber geändert. Fussgänger haben jetzt selbst dann Vortritt, wenn der Fussgängerstreifen kaum erkennbar ist und es sich um eine vielspurige Strasse handelt. Das ist total übers Ziel hinausgeschossen und wirklich gefährlich. Ausserdem gibt es keine landesweite Regel, sondern unterschiedliche Vorschriften je nach Staat, ob man gleich auf der ganzen Strassenbreite (am häufigsten. Gilt auch hinter dem Fussgänger!) oder nur der Hälfte oder sogar nur im Umkreis einer Spur anhalten oder dem Fussgänger lediglich den Vortritt lassen muss, ohne anzuhalten. Wer sich nicht im Voraus informiert, was im Ferien-Staat gilt, geht lieber auf Nummer sicher und hält immer an. Die Busse ist nämlich auch hier hoch.

Ausserorts und auf Autobahnen richtig fahren

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  • Rechts und links überholen: Auf der Autobahn und auch auf mehrspurigen Strassen fährt man auf der Spur, auf der man gerade will. Man darf auf allen Spuren überholen, also auch rechts. Das ist dann meist auch nicht ein eigentliches Überholen, sondern man fährt einfach auf den einzelnen Spuren aneinander vorbei. Sowieso gibt es kaum grosse Geschwindigkeitsunterschiede zwischen den Autos. Alle fahren mit Tempomat und damit sehr regelmässig. Das ist viel besser als in der Schweiz, wo alle auf der linken Spur hocken und es trotzdem nicht vorwärts geht, während rechts riesige Lücken bestehen.
    Auf gewissen Strecken gibt es eine Tafel «Slower traffic keep right», die besagt, dass sich langsamere Fahrzeuge rechts halten sollen. Bei kurvigen Strassen oder Strassen mit Gefälle gibt es zudem regelmässig Buchten, um schnellere Fahrzeuge passieren zu lassen. Wer mit einem Wohnmobil unterwegs ist, soll dort hinausfahren.

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  • Carpool Lane: Rund um Grossstädte gibt es auf den mehrspurigen Autobahnen Spuren für Fahrgemeinschaften, die mit einer Raute gekennzeichnet sind. Diese darf man je nach Tafel nur benützen, wenn sich zwei oder drei Personen im Auto befinden. Häufig lohnt sich das, wenn sich der Verkehr zu den Stosszeiten staut. Die Carpool Lane ist ein positiver Anreiz, damit Arbeitskollegen zu zweit zur Arbeit fahren und so weniger Autos auf der Strasse unterwegs sind.

Besonderheiten: Nur zwei Beispiele

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  • Strassen- oder Brückenzoll: Für Fahrten über grosse Brücken oder besondere Highways müssen häufig ein paar Dollar gezahlt werden. Auch für die meisten Nationalparks muss Eintritt entrichtet werden. Die Beträge können häufig mit Bargeld oder Kreditkarte bezahlt werden. Aber nicht immer. Die Gebühr für die Fahrt über die Golden Gate-Brücke (nur in Richtung San Francisco, stadtauswärts ist gratis) beispielsweise kann nur noch elektronisch gezahlt werden. Falls die Mietwagenfirma keinen Vertrag für die elektronische Abrechnung abgeschlossen hat, ist die Bezahlung übers Internet oder über Bezahl-Terminals in und um San Francisco möglich.

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  • Parkieren am Hang: Apropos San Francisco: Hier befinden sich viele Parkplätze am Hang. Das sind nur selten solche wie hier zum Parkieren rechtwinklig zur Strasse. Haltet die talwärtige Türe gut fest, um sie nicht dem Auto nebenan in die Seite schlagen zu lassen. Beim Parkieren parallel zur Strasse müssen die Räder von Gesetzes wegen so eingeschlagen werden, dass das Auto beim Versagen der Handbremse zum Trottoir hin rollt und dort anhält. Das heisst also: Steht das Fahrzeug in Richtung bergabwärts, schlägt die Räder zum Trottoir hin ein. Steht das Fahrzeug in Richtung bergaufwärts, schlägt die Räder vom Trottoir weg ein.

Bekanntschaft mit der Polizei

Amerikanische Polizisten verstehen keinen Spass. Wenn man mal von einem angehalten wird, muss man vorsichtig sein: bloss keine falsche Bewegung machen. Rausfahren, anhalten, Scheibe runter, Motor aus, Hände gut sichtbar aufs Steuerrad, der Beifahrer aufs Armaturenbrett. Und machen, was der Polizist sagt.

Gute Fahrt und schöne Ferien!

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