Die Präsidenten-Limousine
Im Jahr 2022 ist Bundesrat Ignazio Cassis Bundespräsident der Schweiz. Wenn der Tessiner nicht gerade im Bundesratsjet um die Welt fliegt, ist er in einem BMW unterwegs. Ich habe mir seinen Dienstwagen angeschaut und mit dem Fahrer gesprochen.
Es sei die Standard-Ausführung und nichts speziell daran gemacht, versichert mir der Fahrer von Bundespräsident Cassis, der namenlos bleiben möchte. Ich bin aber ein wenig skeptisch, ob das stimmt. Denn der schwarze Rahmen, der rund um die hintere Seitenscheibe auf der Innenseite der Türe zu sehen ist, scheint mir nicht serienmässig zu sein. Könnte es sich dabei um eine (sehr) leichte Panzerung handeln? Dazu gehört sicherlich auch die von BMW angebotene Komfortverglasung mit einbruchhemmender Akustikfolie. Diese verhindert das Einschlagen der Scheibe – oder erschwert es zumindest stark.
Keine Spekulation hingegen ist das «Fond-Entertainment Experience», dessen 10-Zoll-Bildschirm – also zumindest einer davon – durch die geöffnete Türe zu sehen ist. Die beiden Touchscreens sind hochauflösend und neigungsverstellbar. Sie lassen sich über ein Tablet in der Mittelkonsole bedienen, welche die beiden Rücksitze voneinander abtrennt. Ausser dem Blu-ray-Laufwerk gibt es mehrere Anschlüsse für die verschiedensten Geräte. Es gibt auch Klapptischchen. Das Bild zeigt den Innenraum eines anderen Autos, nicht den von Bundespräsident Cassis.
Beim Schliessen der Türen fällt ein weiteres optionales Extra auf: die Soft-Close-Funktion. Sie verhindert ein lautes Zuschlagen und sorgt dafür, dass die Türen immer richtig schliessen.
Doch das Wesentliche: Das Auto ist ein schwarzer BMW 745 Le xDrive mit Jahrgang 2020. Das «L» steht für Langversion. Diese hat einen längeren Radstand und mehr Beinfreiheit im Fond. Das «e» weist auf den elektrischen Motor hin. Das Auto ist ein Plugin-Hybrid und rekuperiert beim Bremsen. Die Klappe zum Laden befindet sich im vorderen Kotflügel. Mit dem Elektromotor kann der BMW gut 50 km weit rein elektrisch fahren. Das reicht gut, um in Umwelt- oder Fussgängerzonen oder generell in Innenstädten ohne Verbrennungsmotor unterwegs zu sein. Die Batterie für den Elektromotor bietet einen weiteren Vorteil: Sie betreibt die Klimaanlage, um das Auto auch mit ausgeschaltetem Motor kühlen zu können. An heissen Tagen ist das extrem praktisch.
Im BMW leisten der 3.0-Liter-Benzinmotor mit 6 Zylindern und Turbo sowie der Elektromotor gemeinsam 290 kW bzw. 394 PS. Das 8-Gang-Steptronic-Getriebe überträgt die Kraft auf alle vier Räder. Diese haben übrigens 19“-Leichtmetallfelgen mit V-Speichen. Der Neupreis des Autos betrug rund 200’000 Franken.
Mit dem Hybrid wenigstens ein bisschen umweltfreundlich unterwegs zu sein ist toll – und hat Vorbild-Charakter für die Bevölkerung. Auch der Fahrer von Bundespräsident Cassis setzt auf Elektromobilität: Privat düst er in einem Tesla Model 3 herum, wie er mir erzählt. Am besten gefällt ihm die Smart-Summon-Funktion des Tesla. Mit dieser kann er sein Auto von alleine aus seinem engen Parkplatz herausfahren lassen.
Auch Bundeskanzler Thurnherr setzt bei seinem Repräsentationsfahrzeug auf einen BMW 745 Le xDrive. Die übrigen Bundesrätinnen und Bundesräte bevorzugen einen MercedesS 350 4 Matic. Nur Bundesrätin Simonetta Sommaruga als Vorsteherin des Bundesamts für Umwelt, Verkehr, Energie und Kommunikation wurde bisher in einem Tesla S chauffiert – den zuvor Doris Leuthard nutzte. Neu fahre sie einen VW ID.3, hat mir der Fahrer von Bundespräsident Cassis verraten. Ob es sich dabei um ihr Repräsentationsfahrzeug, ihr persönliches Dienstfahrzeug oder ihren Privatwagen handelt, hat er aber für sich behalten.
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