Neues Zuhause für Monteverdi: Schweizer Auto-Klassiker im Verkehrshaus

Anfang Dezember 2016 schloss das Monteverdi-Museum in Binningen seine Türen. Monteverdi-Inhaber Paul Berger ist dabei aber ein Meisterstück gelungen: Er hat zum 50-Jahre-Jubiläum der Automarke ein neues Zuhause für das automobile Erbe von Peter Monteverdi gefunden: das Verkehrshaus in Luzern. Jeweils etwa zehn Monteverdis sind ab sofort in einer Wechselausstellung in der umgebauten Halle Strassenverkehr ausgestellt.

Ohne grosse Ankündigung schloss Anfang Dezember 2016 das Monteverdi-Museum in Binningen seine Türen. Die Einnahmen aus den Eintrittstickets reichten nicht mehr aus, um die laufenden Kosten zu decken, und der Kanton Basel-Landschaft hatte eine finanzielle Unterstützung abgelehnt. Bis dahin war das Museum im ehemaligen Werk und der Tiefgarage nur noch für Gruppen nach Voranmeldung geöffnet.

Doch Paul Berger, Peter Monteverdis langjähriger Lebensgefährte und Inhaber der Monteverdi-Sammlung, hielt am diesjährigen Auto-Salon in Genf eine Überraschung parat. 25 Jahre, nachdem Monteverdi 1992 hier zum letzten Mal mit einem Stand präsent war und den Hai 650 F1 vorstellte, gibt’s ein Comeback. Zumindest mit sechs bisherigen Fahrzeugen. Herr Berger macht hier Werbung für das neue Zuhause, das er für seine Lieblinge gefunden hat!

Am 12. April wurde im Verkehrshaus der Schweiz in Luzern die grosse Neueröffnung der Halle Strassenverkehr gefeiert (die mit den vielen Autobahnschildern an der Fassade). Sie wurde erweitert, um im ersten Stock zusätzlichen Platz für Monteverdi zu schaffen. In einer Wechselausstellung sind hier ab sofort jeweils rund zehn Monteverdi-Fahrzeuge zu sehen. Im Verkehrshaus sind die Autos einer viel breiteren Öffentlichkeit zugänglich als noch im Museum in Binningen. Ein echter Glücksgriff!

Die neueröffnete Halle Strassenverkehr im Verkehrshaus Luzern

Monteverdi im Verkehrshaus

Im Ergeschoss der neueröffneten Halle Strassenverkehr steht ein Formel 1-Wagen von Monteverdi. Gleich daneben führt die Rolltreppe in den ersten Stock.

Monteverdi Formel 1

Schon auf der Fahrt nach oben ist «Monteverdi» in grossen Lettern auf dem Stahlträger zu lesen. Darunter, in direkter Verlängerung der Rolltreppe, steht Monteverdis letzter Wurf: der Hai 650 F1. Die Zahl steht dabei für die Anzahl PS, die der Achtzylinder-Motor von Cosworth leistet. Er beschleunigt den Rennwagen in nur 8 Sekunden von 0 auf 200 km/h und weiter bis zu einer Höchstgeschwindigkeit von 335 km/h. Er ist eng verwandt mit dem Formel 1-Wagen unten an der Rolltreppe: Peter Monteverdi liess seine Erfahrungen aus der Formel 1 einfliessen und verwendete viele Komponenten aus dem eigenen Formel-1-Boliden. Schade, aber vielleicht auch kein Wunder, dass der Hai 650 F1 keine Strassenzulassung erhielt, sondern ausschliesslich auf Rennstrecken gefahren werden durfte.

Die neue Wechselausstellung Monteverdi im Verkehrshaus der Schweiz in Luzern

Direkt daneben und ebenfalls vor dem riesigen Portrait von Peter Monteverdi befindet sich sein erstes Auto: Den Monteverdi Special hatte er im zarten Alter von 17 Jahren aus einem Unfallfahrzeug gebaut, mit selbst konstruiertem Chassis und Karosserie.

Monteverdis erstes Auto: der Monteverdi Special

Weiter folgen ein Palm Beach Cabriolet, das High Speed 375 C Cabriolet und der Prototyp des High Speed 375 S, das erste «richtige» Monteverdi-Modell, das Peter Monteverdi im Jahr 1967 an der IAA in Frankfurt erstmals der Welt präsentierte und mit dem seine Karriere als Hersteller von Luxus-Sportwagen und -SUV begann. Alle drei Fahrzeuge stehen vor einer vertrauten grünen Wand: Die grüne Farbe ist eine Hommage an das frühere Monteverdi-Museum mit seinen ebenfalls grünen Wänden.

Monteverdi Palm Beach, High Speed 375 C und der 375 S Protoyp (v.r.n.l.)

Gegenüber den fünf Fahrzeugen steht der berühmte Hai 450 SS neben seinem Holz-Modell (zum Mass nehmen beim Blech-Bearbeiten) und einem Chassis. Er kann von allen Seiten bestaunt werden. Schade, dass seine Serienproduktion nie zustande kam.

Monteverdi Hai 450 SS

Monteverdi Hai 450 SS

Weiter hinten im Raum stehen ausserdem ein Monteverdi Safari und ein wunderschöner blauer High Speed 375 L (Paul Bergers Lieblings-Monteverdi) inmitten weiterer Schweizer Fahrzeuge.

Monteverdi Safari

Monteverdi High Speed 375 L

Die neueröffnete Halle Strassenverkehr

Erstmals stehen in der neueröffneten Halle Strassenverkehr nun auch Motorräder – nach Farbe sortiert. Auch ein modernes Dreirad-E-Bike der Post ist hier zu finden. Dieses kann nicht nur betrachtet, sondern gleich ausprobiert werden. Zumindest virtuell mit dem Pöstler-Simulator.

Rote Motorräder in der neuen Halle Strassenverkehr im Verkehrshaus Luzern

Leider existiert die Schweizer Auto-Industrie heute nur noch im Versteckten. So sind Schweizer Unternehmen wichtige Zulieferer der Auto-Industrie geworden und produzieren zum Beispiel Kabel für die durchschnittlich 2-4 Kilometer (!) an Kabeln, die in jedem heutigen Auto verbaut sind. Der Kabelroboter der Firma KOMAX wurde fürs Verkehrshaus umprogrammiert und stellt hier Kabelarmbänder für die Besucher her, die als Souvenir mitgenommen werden dürfen.

Im Erdgeschoss hat die bfu Beratungsstelle für Unfallverhütung den beliebten Crash Test neu gestaltet und eine magische Spiegelwelt «See You» geschaffen, die vom bfu-Engel Frankie Slow Down eröffnet wird. Von dem halte ich genügend Abstand.

Eröffnungsfeier

Martin Bütikofer, der Direktor des Verkehrshaus der Schweiz, begrüsst die Autofreunde an der Eröffnungsfeier im Filmtheater. Er findet, dass Monteverdi nicht in ein Museum gehört, aber das Verkehrshaus ist ja auch bewusst KEIN Museum. Es ist lebendig und soll inspirieren – genauso wie Monteverdi.

Martin Bütikofer, Direktor Verkehrshaus der Schweiz

Nach ihm spricht Jürg Röthlisberger, Direktor des Bundesamts für Strassen ASTRA. Für ihn ist Autofahren immer auch Emotion. Und Monteverdis Autos sind Emotion pur!

Jürg Röthlisberger, Direktor Bundesamt für Strassen ASTRA

Danach stellt Brigitte Buhmann, Direktorin der bfu Beratungsstelle für Unfallverhütung, die neue magische Spiegelwelt vor. Sie fordert alle Verkehrsteilnehmer zum Nachdenken auf mit den Fragen «Sind Sie gut unterwegs?», «Reflektieren Sie?» und «Sind Sie SICHER?»

Brigitte Buhmann, Direktorin bfu-Beratungsstelle für Unfallverhütung

Matjias Meyer, CEO KOMAX Group, ist als Vertreter der Zulieferer-Industrie hier: «Die Kabel sind das Nervensystem des Fahrzeugs. Es überträgt, was das Auto sieht, riecht oder hört.»

Matjias Meyer, CEO KOMAX Group

Dann tritt Paul Berger ans Rednerpult: «Die Geschichte von Monteverdi endet hier nicht, sondern setzt sich hier fort.» Er freut sich enorm, dass Monteverdi im Verkehrshaus in Luzern eine neue Heimat gefunden hat.

Paul Berger, Stiftung Peter Monteverdi Automobilbau

Alle sind Gewinner

Nach den Ansprachen geht’s nach draussen vor die Halle. Hier stehen weitere Monteverdis, mit denen die Mitglieder des Monteverdi-Club zur Feier des Tages nach Luzern gefahren sind.

Monteverdis vor der neueröffneten Halle Strassenverkehr im Verkehrshaus Luzern

Monteverdis vor der neueröffneten Halle Strassenverkehr im Verkehrshaus Luzern

Monteverdis vor der neueröffneten Halle Strassenverkehr im Verkehrshaus Luzern

Auf dem Boden ist eine kleine Rennstrecke zum Haupteingang der Halle Strassenverkehr aufgemalt. Hier müssen sich gleich alle Beteiligten aufstellen und erhalten ein zu ihnen passendes Nachzieh-Holzauto. Formel 1-Rennstallbesitzer Peter Sauber gibt das Startsignal, während Miss Schweiz Lauriane Sallin und bfu-Engel Frankie Slow Down ein wachsames Auge auf die Wettkämpfer werfen. Alle sollen nebeneinander die Ziellinie zur Halle überqueren, denn schliesslich sind alle Gewinner. Das Verkehrshaus und die Stadt Luzern sind um eine Attraktion reicher und Monteverdi und die Schweizer Autoindustrie erhalten die Aufmerksamkeit, die ihnen gebührt.

Paul Berger, Miss Schweiz Lauriane Sallin und bfu-Engel Frankie Slow Down

Eröffnungszeremonie vor der Halle Strassenverkehr im Verkehrshaus der Schweiz in Luzern

Paul Berger war immer sehr stolz darauf, dass alle Monteverdis im Monteverdi-Museum fahrbereit sind und auch immer mal wieder auf die Strasse kommen. Hoffentlich hat er mit dem Verkehrshaus vereinbart, dass er auch hier immer mal wieder vorbeikommen und fahren darf.

Monteverdi Formel 1-Wagen in der Eingangshalle des Verkehrshaus der Schweiz in Luzern

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