30 Tage im Tesla durch Europa – und zum Weltrekord

Die zwei Freunde Anton Julmy und Nic Megert haben sich am 29. Juli 2016 in einem Tesla Model S aufgemacht, den bestehenden Weltrekord «Longest journey with an electric car (non solar)» (längste Reise in einem rein elektrisch angetriebenen Auto ohne Solarzellen) zu brechen. Ihr Ziel waren 30 europäische Länder in 30 Tagen. Mit ihrer Reise wollen sie die Alltagstauglichkeit der Elektro-Autos beweisen. Ist ihnen das gelungen?

Völlig geräuschlos biegt der Tesla kurz vor acht Uhr abends um die Ecke und hält vor dem Berner Münster. Erschöpft, aber stolz und erleichtert steigen Anton Julmy und Nic Megert aus. Sie haben einen langen Tag hinter sich. Um halb fünf Uhr morgens sind sie in Kroatien losgefahren und haben Kilometer um Kilometer nach Slovenien, Italien und schliesslich zurück in die Schweiz hinter sich gebracht. Am Grenzübergang im Tessin wurden sie kontrolliert und auch der Stau am Gotthard hat dem Zeitplan einen Strich durch die Rechnung gemacht.

Tesla Weltrekord

Dreissig Tage lang waren die beiden kreuz und quer in Europa unterwegs. Eine eindrückliche Reise, auch wenn sie ausser Autobahnen kaum etwas von den Ländern gesehen haben. «Manchmal waren Tannen nebendran, manchmal Bäume, Felsen oder Fjorde.» In Spanien oder Portugal wäre er gerne nochmals unterwegs, erzählt Nic Megert. Hier hat es ihm gut gefallen. Sehr schön war auch der oberste Teil in Norwegen. Aber es gäbe auch Länder, die müsse er nicht nochmals besuchen. Gerade in Osteuropa haben die Grenzübertritte den beiden Mühe gemacht. «Wir waren manchmal am Anschlag.» Stundenlange Wartezeiten und strenge Kontrollen haben schliesslich dazu geführt, dass die Zeit für die letzten vier Länder gefehlt hatte. So mussten sie an Mazedonien, Albanien, Montenegro und Bosnien und Herzegowina vorbeifahren, um rechtzeitig wieder nach Bern zurückzukehren. Doch auch 26 Länder in 30 Tagen ist eine beeindruckende Leistung.

Tesla WeltrekordDer bisherige Guinness Weltrekord von 19’607,96 km ist gebrochen.

Tesla Weltrekord
Die gefahrene Strecke

In Sevilla gab es Ladestationen nur auf der Karte und nicht in echt. Beim Verladen in den Eurotunnel-Zug nach Grossbritannien wurde eine Felge beschädigt. Dann gab es Probleme mit dem Akku, der in Kopenhagen gegen einen neuen ersetzt wurde. Im hohen Norden war es schwierig, eine Verbindung des Trackers zum tief fliegenden Satelliten herzustellen. In Belarus mussten die Fahrer einen Transponder installieren, mit dem die Autobahngebühr berechnet wurde. In der Türkei wurde der Tesla von Strassenhunden gejagt und angeknabbert (siehe Fotos!). Und beim Einreisen nach Bulgarien wurde das Auto erstmal desinfiziert. Wer eine Reise tut, der kann etwas erzählen!

Tesla Weltrekord

Pro Tag mussten die beiden rund 800 Kilometer fahren. Gut, dass sie sich dabei abwechseln konnten. Mit neun Apps hat der jeweilige Beifahrer ständig nach Ladestationen auf dem Weg gesucht, um die Batterien immer wieder laden zu können. Oft betrug die Restreichweite nur noch wenige Kilometer, und lange nicht immer gab es einen der Tesla Supercharger. Oft stand nur eine normale Ladestation für Elektrofahrzeuge («CHAdeMO» genannt) zur Verfügung, teilweise sogar nur eine gewöhnliche Haushalt-Steckdose. Diese Sucherei, die Anpassung der Routen-Planung und auch das Protokollieren für den Weltrekord waren derart zeitintensiv, dass ihnen gar keine Gelegenheit blieb, um sich die Zeit mit etwas Anderem zu vertreiben.

Tesla Weltrekord

Auch bei Renault-, VW- und Kia-Garagen durften die beiden ihren Tesla aufladen. «Die waren sehr freundlich und haben uns sogar noch einen Kaffee angeboten. Nur bei Nissan durften wir nicht einmal gegen Bezahlung laden. Das hat mich sehr geärgert», meint Nic. Während die Suche nach Ladestationen mit fast leerer Batterie sehr nervenaufreibend war, können die beiden jetzt darüber lachen: «Weisst Du, was wir eigentlich hätten machen sollen?», fragt Anton Nic. «Wir hätten das Ladekabel ja einfach an unsere 230 Volt-Steckdose im Auto einstecken können.»

Tesla Weltrekord

Tesla Weltrekord

Im Kofferraum zeichnete eine Laptop die Fahrt für das Guinness Buch der Weltrekorde auf. Und die Position des Tesla wurde laufend live ins Internet übermittelt. So konnten Interessierte im Blog auf der Webseite und auch auf ihrer Facebook-Seite ständig mitverfolgen, wie es um sie steht.

Die Reichweite des Tesla beträgt je nach Fahrstil rund 400 Kilometer mit einer Akku-Ladung. «Wenn es sein müsste, könnte ich 480 Kilometer herauskitzeln», ist Nic überzeugt. Insgesamt 108 Mal hatten sie auf ihrer 22’339,7 km langen Reise Strom getankt. Das macht durchschnittlich 3,6 Stromtankstopps pro Tag oder ein Tankstopp alle 206 Kilometer, wobei die Akkus nicht immer vollgeladen wurden. Wie viel Zeit sie mit Laden verbracht haben, müssen sie zuerst noch ausrechnen. Zusammen mit Umwegen für die Anfahrt zu den Ladestationen dürften es durchschnittlich schon drei bis vier Stunden pro Tag gewesen sein, und wesentlich mehr, wenn kein Supercharger zur Verfügung steht.

Tesla Weltrekord

Und das stellt halt nach wie vor den grössten Nachteil von Elektrofahrzeugen dar. Denn mit einem herkömmlichen Auto mit Benzinmotor hätte ein fünfminütiger Tankstopp gereicht, um wieder weiterfahren zu können. Doch darum ging es ja auch nicht. Aber wie sehen die beiden es selbst? Ist es Nic Megert und Anton Julmy nun gelungen, die Alltagstauglichkeit des Tesla zu beweisen?

«Ich finde schon», meint Nic. «Einerseits beweist es, dass die Stammtischmeinung widerlegt ist, dass man mit dem Tesla nicht mal in die Ferien fahren könne. Das ist absolut hahnebüchen. Das geht ohne Probleme. Zum Beispiel nach Spanien. Es hat auch gezeigt, dass die einzige richtige Lösung diejenige von Tesla mit den Superchargern ist. Mit den normalen Ladestationen dauert das Laden viel zu lange. Niemand hat Bock, zweieinhalb Stunden irgendwo zu stehen und zu warten, bis der Akku wieder voll ist.»

Und Tesla ist laufend dabei, sein Supercharger-Netz weiter auszubauen. Das ist aber auch nötig mit den neuen Modellen X und 3. «Da sehe ich sonst ein Problem auf uns zukommen», prophezeit Anton. Immer mehr Teslas brauchen auch immer mehr Stromtankstellen.

Ausserdem hat Tesla soeben einen neuen 100 kWh-Akku vorgestellt, der dem Model S eine grössere Reichweite von – zumindest theoretisch – 613 km verleiht. Vielleicht fahren Anton und Nic damit bald erneut los.

Tesla Weltrekord

Weitere Tesla-Berichte auf Petrolhead.ch:

Permalink zu diesem Beitrag: http://ptrl.ch/TeslaWR

1 Kommentar zu “30 Tage im Tesla durch Europa – und zum Weltrekord”

  1. […] 30 Tage im Tesla durch Europa – und zum Weltrekord […]

Einen Kommentar verfassen

 

Beliebteste Tags

Suche


Neuste Tweets