Auto-Salon Genf 2016: Bezahlbare Autos

Auch wenn jeder Besucher am liebsten einen Supersportwagen oder ein futuristisches Concept Car mit nach Hause nehmen würde, so stehen im Mittelpunkt eines jeden Genfer Auto-Salons dennoch die bezahlbaren Autos für die breite Masse. Sich umsehen, hineinsitzen, sich wohlfühlen. So werden heute Autos gekauft. Diese hier sind uns dabei aufgefallen.

Dies ist eine Berichterstattung über den Auto-Salon Genf 2016 in vier Teilen: Zweites Kapitel: Bezahlbare Autos.

SUV

Die „Geländewagen Light“ sind dieses Jahr allgegenwärtig – noch mehr als bisher schon. Der neue Seat Ateca ist der spanische Cousin des VW Tiguan. Er ist schön proportioniert und passt gut in die bisherige Modellpalette. Er ist bereits ab 21’750 Franken zu haben (zum Vergleich: der VW Tiguan kostet mindestens 38’050 Franken und damit fast doppelt so viel) und wird damit sicher eine grosse Zukunft haben.

Seat Ateca am Auto-Salon Genf 2016

Apropos VW Tiguan: Dieser wurde vor kurzem komplett überarbeitet und wurde dabei kantiger und eckiger, was insgesamt ein stimmigeres Erscheinungsbild ergibt. Für mich haben bisher die obere und untere Hälfte des Autos einfach nicht zusammengepasst. Nach dem Diesel-Abgasskandal gibt sich VW demütig. Am gleich grossen Stand stehen wesentlich weniger Autos als letztes Jahr, in den vorderen Reihen vor allem kleine Modelle und Nutzfahrzeuge. Der Tiguan versteckt sich hinter einer Wand und auch das sicher bald serienreife Hybrid-Konzept GTE (Bild) muss man ganz hinten im Stand suchen.

VW Tiguan GTE am Auto-Salon Genf 2016

Der Jaguar- und Land Rover-Stand kommt gleich daher wie jedes Jahr, was nicht gerade einen innovativen Eindruck macht. Dieses Jahr fehlen die Defender, deren Produktion Anfang Jahr eingestellt wurden. Dicht an dicht gedrängt stehen der neue F-Pace, die SUV-Neuheit von Jaguar, und das Range Rover Evoque Cabriolet (Bild). Der Blick ins Innere verrät: Es ist ein typischer 2+2-Sitzer, bei dem auf dem Rücksitz höchstens Kinder oder das Handtäschli Platz haben. Der Kofferraum ist klein und das geschlossene Stoffverdeck macht einen langweiligen, sehr altmodischen Eindruck. Dies ist nun wirklich ein Auto, auf das die Welt nicht gewartet hat. Vor allem auch mit seinem Preisschild von 57’900 Franken an aufwärts.

Range Rover Evoque Cabriolet am Auto-Salon Genf 2016

Ford bringt seinen Edge (Bild) aus Amerika nach Europa. Dabei handelt es sich ebenfalls um einen SUV der Kompaktklasse, die zurzeit so beliebt ist. Mit seinem wuchtigen Kühlergrill ist er eine beeindruckende Erscheinung, die sicher seine Abnehmer finden wird. Gleichzeitig sind Ford-Modelle nun in der Variante „Vignale“ erhältlich, mit mehr Chrom, Ausstattung, Topmotorisierung und dem Kühlergrill mit Wabenstruktur.

Ford Edge Vignale am Auto-Salon Genf 2016

Tesla Model X

Auch das als Europa-Premiere vorgestellte Tesla Model X ist ein SUV, oder nach Angaben von Tesla ein SUV-Minivan-Crossover. Das Model X zieht – wie schon bisher das Model S – die Besucher des Auto-Salons magisch an. Alle wollen die Falkentüren sehen, die den Zugang zur zweiten und dritten Sitzreihe freigeben. Die Türen öffnen sich zuerst nach oben und erst dann nach aussen, was sich besonders für enge Parklücken gut eignet. So steht die volle Türbreite zum Ein- und Aussteigen zur Verfügung, während unter der Türe auch Erwachsene stehen können, ohne sich den Kopf anzustossen.

Tesla Model X am Auto-Salon Genf 2016

Ich bin sehr skeptisch, ob Tesla damit an den Erfolg des Model S anknüpfen kann. In meinen Augen ist die Konstruktion zwar in der Theorie gut, ansonsten aber unpraktisch. Die Türen stehen in der Höhe doch weit heraus – ungeeignet fürs nahe Parkieren an einer Mauer. Wenn es regnet, ist der weit offene Innenraum schnell nass. Aufgrund der Schrägheck-Bauweise ist der Kofferraum klein, vor allem dann, wenn die dritte Sitzreihe benützt wird. So können zwar einige Personen, nicht aber deren Gepäck befördert werden.

Tesla Model X am Auto-Salon Genf 2016

Klar, wie auch beim Model S hat der X auch vorne Stauraum zu bieten. Gerade die lange Haube mit der ungewöhnlich grossflächigen, glatten Front ist es dann aber, die Fragen aufwirft. Da sich darin kein Motor verbirgt, ist sie – wie schon beim Model S und abgesehen von ihrer Funktion als Knautschzone – pure Dekoration. Das Auto hätte bei gleichen Dimensionen mit einer wesentlich grösseren Fahrgastzelle ausgestattet werden können, die, wie bei klassischen Minivans, viel weiter vorne hätte beginnen können. Das Model X will zu viel sein und geht dabei zu viele Kompromisse ein.

Fiat

Eine erfreuliche Neuerung bietet Fiat mit Modellnamen ausserhalb der Zahl 500. Nur für die Schweiz und Deutschland wird dabei der Name Tipo wieder zum Leben erweckt, in allen übrigen Ländern heisst er Aegea. Die ziemlich unaufgeregte viertürige Stufenheck-Limousine soll später auch mit Schrägheck und als Kombi angeboten werden.

Fiat Tipo am Auto-Salon Genf 2016

Umso spannender gibt sich der Fiat 124 Spider und das Abarth-Pendant (Bild: die Rally-Version). Er basiert auf dem Mazda MX-5 und wird ebenfalls im Mazda-Werk in Japan hergestellt. Mit Turbolader liegen 170 PS Leistung drin, was das Auto zusammen mit dem Hinterradantrieb zum richtigen Spassmobil für Italiener-Fans macht.

Fiat 124 Abarth am Auto-Salon Genf 2016

Amerikaner

Amerikanische Autos haben in Europa eher einen schweren Stand – zumindest solche, die (noch) nicht zu den eingesessenen Marken gehören. Nach seinem letztjährigen Debut am Auto-Salon Genf ist beispielsweise Cadillac dieses Jahr nicht mehr angetreten.

Dafür ist Dodge umso mehr auf dem Vormarsch. Und zurecht! Der Dodge Durango Geländewagen mit seinem durchgehenden Rücklichtlinie, wie wir sie bereits vom Dodge Charger kennen, ist immer häufiger auf den Schweizer Strassen anzutreffen. Auch der Dodge Challenger (Bild) ist grossartig gelungen.

 

Dodge Challenger am Auto-Salon Genf 2016

Der Retro-Muscle Car von Chevrolet hingegen ist bei der Weiterentwicklung seines Designs falsch abgebogen. Der neue Camaro sieht aus wie eine zu stark geliftete alte Dame.

Chevrolet Camaro am Auto-Salon Genf 2016

Auch bei der Corvette (Bild) kommt den Autodesigners nichts spannendes mehr in den Sinn. Zugegeben, die Rückseite kann sich sehen lassen! Vorne fehlt hingegen immer mehr der Wow-Faktor.

Chevrolet Corvette am Auto-Salon Genf 2016

Zu den übrigen Teilen dieser Berichterstattung über den Auto-Salon 2016:

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