Unsere Lieblinge am Auto-Salon Genf 2019
Der Auto-Salon Genf 2019 ist in vollem Gang. Und wieder buhlen unzählige Autos um die Gunst des Publikums. Während sich viele Besucher wegen ihrem nächsten Auto Gedanken machen, kommen andere wegen den seltenen Super- und Hypercars hierher, die sonst so gut wie nie zu sehen sind. Hier zeigen wir unsere Top 10 der Premieren und Concept Cars!
1. Bugatti «La Voiture Noire»
«Das schwarze Auto» ist der neueste Wurf von Bugatti, und nicht nur wunderschön und unmöglich zu fotografieren, sondern mit 11 Millionen Euro auch der teuerste Neuwagen der Welt. Bugatti hat sich den 1’500-PS-Boliden mit sechs Auspuffen zu seinem 110-Jahre-Jubiläum geleistet.
Inspiriert wurde «Das schwarze Auto» vom Bugatti Sondermodell Type 57 SC Atlantic, das zuerst Jean Bugatti, dem älteste Sohn des Firmengründers Ettore Bugatti, gehörte und von ihm so genannt wurde. Nachdem es im Zweiten Weltkrieg bei der Besetzung Frankreichs beschlagnahmt und Gerüchten zufolge in einem Zug nach Deutschland gebracht werden sollte, ist sein heutiger Verbleib unbekannt.
Auch der zukünftige Verbleib dieses Meisterstücks des Automobilbaus ist nicht bestätigt. Gerüchten zufolge hat Ferdinand Piëch, der langjährige VW-Chef und Enkel von Porsche-Gründer Ferdinand Porsche, das Einzelstück erstanden.
Auch ein wunderschöner Bugatti Divo ist am Bugatti-Stand ausgestellt. Die matte Farbe mit den hellblauen Elementen – inklusive hellblauer Radzierringe – ist einfach umwerfend.
Ebenfalls am Auto-Salon Genf 2019 gezeigt wird das Sondermodell des Bugatti Chiron, der Bugatti Chiron Sport mit Farben der französischen Flagge unter dem Heckspoiler, von dem zum 110-Jahre-Jubiläum von Bugatti 20 Fahrzeuge gebaut werden.
In meinen Augen sind das die schönsten Fahrzeuge das diesjährigen Auto-Salons.
2. Pininfarina Battista
Der Pininfarina Battista ist nach dem Firmengründer Battista Farina benannt. Vom 1’903 PS starken Elektro-Hypcercar mit einer Batterie von Rimac sollen ab dem kommenden Jahr insgesamt 150 Exemplare hergestellt werden. Es wird das stärkste Automobil sein, das je in Italien gebaut wurde.
Am Auto-Salon stehen gleich zwei Battistas in den oberen Hallen 1 und 2, einer am Stand von Pininfarina (Stand Nr. 1241) und einer am Stand von Automobili Pininfarina (Stand Nr. 2146).
Wir kennen Pininfarina als Design-Schmiede vieler Autohersteller. Pininfarina verdanken wir viele schöne italienische Sportwagen wie beispielsweise den Ferrari Daytona, Ferrari 308 GTB und GTS, Ferrari California oder den Maseratti Quattroporte, aber auch Alltagsautos wie den Peugeot 406 Coupé, Alfa Romeo Spider oder Ford StreetKa. Aber auch SBB-Lokomotiven oder das Zürcher Cobra-Tram wurden von Pininfarina designt.
3. Sbarro Renner
Es ist absolut unglaublich, was die Schüler der Espera Sbarro Schule für Autodesign und Autokonstruktion in nur 60 Tagen auf die Beine – oder eher die Räder – gestellt haben. In dieser Zeit haben sie gemeinsam das Auto entworfen, ein Tonmodell hergestellt, ein Chassis aus Stahlrohren hergestellt, einen Subaru STI-Motor mit 300 PS eingebaut sowie die Karosserie und den Innenraum gebaut und das Auto lackiert. Eine unglaubliche Leistung.
Der Sbarro Renner entspricht ihrer gemeinsamen Vision eines Rennwagens, der für die Strasse zugelassen ist. Inspiriert wurde er vom Porsche 904. Der Renner ist ein fahrbares Einzelstück, das im Besitz der Schule verbleibt.
Auf den Stand von Sbarro am Auto-Salon Genf freue ich mich jedes Jahr am meisten. Hier zeigt der Schweizer Autodesigner Franco Sbarro seine neuen Kreationen, die häufig zu den wildesten des ganzen Salons gehören. Und auch seine Schüler präsentieren ihre Werke. Dabei handelt es sich jeweils um das vor dem Auto-Salon gebaute Modell sowie um das letztjährige Modell, das nach dem Auto-Salon entstand.
Die Espera Sbarro Schule gehört zur Technischen Universität Montbéliard in Frankreich. Ich habe im 2017 einen Blick hinter die Kulissen der Schule geworfen und einen Blogbeitrag darüber verfasst. Der nächste Tag der offenen Türe findet am 6. April 2019 statt. Weitere Informationen gibt es auf der Facebook-Seite der Espera-Sbarro-Schule.
4. Peugeot E-Legend Concept
Mit dem E-Legend Concept Car will Peugeot die Langeweile aus der Zukunft nehmen. Sein Elektromotor leistet 462 PS und soll das Auto in unter 4 Sekunden auf 100 km/h beschleunigen.
Das E-Legend-Konzept wurde dem ikonischen Peugeot 504 Coupé nachempfunden, das übrigens auch von Pininfarina designt wurde. Es ist Peugeots Studie eines autonomen Fahrzeugs der Zukunft.
Mit solchen Aussichten sieht die Zukunft rosig aus. Denn das Concept Car ist extrem gut gelungen. Schaut Euch nur all die raffinierten Lichter an!
Das E-Legend Concept greift übrigens das Peugeot-Logo wieder auf, das von 1960 bis 1964 im Einsatz war und damit noch aus der Zeit vor dem Peugeot 504 Coupé stammt (von 1969 bis 1983 produziert). Nicht ganz stilecht.
Im minimalistischen, futuristischen Innenraum fällt vor allem der grosse Bildschirm im Fussraum auf. Mit seinen 1,25 Metern Diagonale kann der viel mehr als nur die nächste Abzweigung anzeigen.
Mir persönlich gefällt auch die hellblaue Innenausstattung. :-)
5. Ferrari F8 Tributo
Der F8 Tributo ist das neueste Modell von Ferrari und Nachfolger des Ferrari 488. Er lehnt sich denn auch vom Design her stark an seinen Vorgänger an, mit einer überarbeiteten Front- und Heckpartie.
Im Gegensatz zu den vielen Elektro-Sportwagen setzt Ferrari weiterhin auf einen Verbrennungsmotor. Eingebaut ist der aus dem 488 bekannte V8-Biturbo-Motor mit 720 PS, der den Ferrari in 2,9 Sekunden auf 100 km/h beschleunigt.
Die Rückseite des F8 Tributo erinnert mich stark an den Ferrari SP38 Deborah, ein auf Kundenwunsch produziertes Einzelstück, das letztes Jahr an der Grand Basel 2018 (weit nach unten scrollen) ausgestellt wurde.
Den Tribut in seinem Namen zollt der F8 übrigens dem Ferrari 3,9-Liter-V8-Biturbo-Motor, der in den Jahren 2016, 2017 und 2018 die «International Engine of the Year»-Auszeichnung als Motor des Jahres erhielt.
6. Piëch Mark Zero
Mit dem Piëch Mark Zero stellen die in Zürich lebenden Toni Piëch und Rea Stark Rajcic ihre neue Deutsch-Schweizer Automarke Piëch vor. Der Name ist Autofans bekannt; Ferdinand Piëch, Toni Piëchs Vater, stand viele Jahre an der Spitze von VW, von 1993 bis 2002 als Vorstandsvorsitzender und danach bis 2015 als Aufsichtsratsvorsitzender. Toni ist zudem Urenkel von Porsche-Gründer Ferdinand Porsche.
Das Design des Piëch Mark Zero ist eine moderne Interpretation von klassischen, puristischen Sportwagen und wirkt zeitlos und modern. Der ovale Frontgrill beispielsweise wurde vom Ferrari 250 GTO, dem Jaguar E-Type oder dem Shelby Cobra inspiriert.
Der Mark Zero wird von drei Elektromotoren mit einer Gesamtleistung von über 600 PS angetrieben. Der Elektrosportler beschleunigt in 3,2 Sekunden von Null auf 100 km/h und erreicht eine Höchstgeschwindigkeit von 250 km/h. Dank einer neuartigen Batterie-Technik einer Partnerfirma aus China sollen die Akkus in nur 4:40 Minuten zu 80% aufgeladen werden können.
Der Piëch Mark Zero soll in drei Jahren marktreif und zum Preis von zwischen 150’000 und 170’000 Euro erhältlich sein.
Mehr über das Auto ist im separaten Blogbeitrag über den Piëch Mark Zero zu finden.
7. Cupra Formentor
Seit Anfang 2018 erscheinen die Sportversionen von Seat unter der eigenständigen Marke «Cupra». Doch Cupra will mehr sein als nur ein Seat-Ableger. Am Auto-Salon 2019 präsentiert Cupra das seriennahe Konzept-Fahrzeug Formentor.
Das nach einer Halbinsel im Osten von Mallorca benannte SUV-Coupé lehnt sich an den Seat Tarraco an, zumindest bei den Lichtern und dem Kühlergrill. Die Lichter-Partie erinnert mich sehr an den Maserati Levante. Gegen hinten wird der Formentor aber schnittiger – wie ein richtiges Coupé halt – und endet in einer sehr markanten Heckpartie mit markanten Rücklichtern und Kanten.
Das Serienmodell mit Hybrid-Antrieb soll 2020 auf den Markt kommen und wird vermutlich auch als abgeschwächte Seat-Version erscheinen.
8. Alfa Romeo Tonale
Auch Alfa Romeo enthüllt mit seinem Tonale ein sportliches 2+2-Sitzer SUV-Coupé, das hoffentlich nicht nur ein Konzept bleibt. Auch er ist als Plug-in-Hybrid konzipiert.
Speziell sind vor allem die Lichter, denen die Fotos nicht ganz gerecht werden. Das Auto mit den Dreifachscheinwerfern erinnert mich stark an den von Zagato designten Alfa SZ, oder auch den späteren Alfa Romeo Brera und den Spider. Ich finde ihn auf jeden Fall stimmiger als den Stelvio.
Das Auto ist nach dem Tonalepass in den Alpen zwischen Italien und der Schweiz benannt. Sein Name wirkt für mich ein wenig unglücklich, da er sich sehr ähnlich anhört wie «Zehennagel» auf Englisch.
9. Koenigsegg Jesko
Am Auto-Salon Genf 2019 enthüllt Christian von Koenigsegg seinen neuen Hypercar. Und hält eine Überraschung für seinen 80-jährigen Vater bereit, der bei der Premiere mit dabei ist. Denn er hat das Auto nach ihm benannt, und das sogar mithilfe einer falschen Pressemitteilung geheim gehalten. Auch wenn Jesko von Koenigsegg als leidenschaftlicher Reiter eigentlich 1 PS den weit über 1’000 PS seiner Hypercars bevorzugt, wie Christian betont. Jesko von Koenigsegg hatte seinen Sohn schon immer unterstützt und vor allem auch, als er als 22-Jähriger seine Superwagen-Firma gegründet hatte.
1’578 PS sind es übrigens beim Koenigsegg Jesko, wenn der mit E85 Ethanol betankt wird, ansonsten 1’280 PS mit normalem Benzin. Diese werden vom 5,0-Liter-V8-Biturbo-Motor produziert, der bereits im Agera im Einsatz war. Eine neu entwickelte Kurbelwelle hilft beim Jesko, noch ein paar Pferdestärken mehr aus dem Motor herauszuholen.
Ebenfalls komplett neu entwickelt wurde das 9-Gang-Getriebe. Das funktioniert ähnlich wie bei einem Fahrrad, das vorne und hinten eine Gangschaltung hat. Mit dieser doppelten 3-Gang-Schaltung kann mehr oder weniger frei zwischen verschiedenen Gängen hin- und hergeschaltet werden. «Light Speed Gearbox» und «Ultimate Power on Demand» nennt Christian von Koenigsegg die Technik, mit der er als Erster die 300 mph-Grenze (483 km/h) durchbrechen will. Dabei erzeugt der riesige Heckspoiler über 1’700 kg Anpressdruck, um das Auto am Boden zu halten – also mehr als das Gewicht des Jeskos.
Wie beim Agera lässt sich übrigens auch hier das Targa-Dach entfernen… aber nicht im Vorderteil des Hypercars verstauen und damit nicht mitnehmen. «Da gibt es nur eins: Schnell nach Hause fahren, wenn es zu regnen beginnt», witzelt Christian von Koenigsegg bei der Enthüllung.
10. VW ID. Buggy
Gut 50 Jahre nach dem Aufkommen der ersten Strandbuggys auf VW-Käfer-Basis plant Volkswagen eine Neuauflage! Zwar handelt es sich beim ID. Buggy erst um eine Studie, doch schon 2022 soll eine Serienversion des Auto tatsächlich vom Band rollen.
Der neue Buggy fährt rein elektrisch. Der hinten verbaute Elektromotor liefert 204 PS, mit denen er die Hinterachse antreibt. Die 62-kWh-Batterie sorgt für eine Reichweite von immerhin 250 km. Der ID. Buggy soll auch Werbung machen für den Modularen Elektrifizierungsbaukasten (MEB), auf dem das Auto basiert. Denn dieser kann als Grundlage für weitere Fahrzeuge und Kleinserien eingesetzt werden, und das nicht nur von VW. Ähnlich wie schon bei den Strandbuggys können die darauf aufgebauten Autos unter der eigenen Marke verkauft werden.
Beim grünen Buggy fallen nicht nur seine Froschaugen auf, sondern auch, dass es weder Türen, Fenster noch ein Dach gibt. Lediglich ein Sonnen-/Regensegel soll zwischen Überrollbügel und Frontscheibe gespannt werden können.
VW hat uns schon einige Studien mit dem Versprechen gezeigt, damit eine Serienproduktion zu starten. Ob es dieses Mal stimmt, bleibt abzuwarten. Das MEB-System hat auf jeden Fall viel Potenzial.
One more thing: Peugeot 208 II
Neben dem E-Legend Concept präsentiert Peugeot am Auto-Salon Genf 2019 auch seinen neuen Peugeot 208 II. Dieser übernimmt die neue Marken-Optik, die Peugeot mit dem 508 II vor einem Jahr vorgestellt hat. Besonders auffällig sind die Lichter mit der 3-Krallen-Optik (nicht mehr nur hinten, sondern hier auch vorne) und natürlich mit der markanten Fangzahn-Lichtsignatur, die weit nach unten in die Frontschürze ragt. Hinten verbindet eine breite schwarze Zierleiste die Rücklichter.
Bei der GT-Line liefert der Benzinmotor 130 PS. Das reicht bei weitem noch nicht, um mit den schnellen Hot Hatches anderer Automarken mitzuhalten. Ab 2020 wird auch eine rein elektrische Version des 208 erhältlich sein, der e-208.
Endlich gefallen mir Peugeots wieder! Und dieser neue 208 erinnert mich sehr an mein erstes Auto, einen Peugeot 205 GTI. Viele seiner Design-Elemente werden hier wieder aufgegriffen, darunter die Zierleiste zwischen den Rücklichtern oder der Schriftzug der Modellvariante auf der C-Säule. Etwas unverständlich sind mir die schwarz lackierten Radläufe. Und ich hätte den 208 gerne auch als Dreitürer gesehen, nicht nur als Fünftürer. Und natürlich einen stärkeren Motor. Aber auch so hat der Peugeot 208 II das Zeug dazu, an den Erfolg seiner Vorgängermodelle anzuknüpfen.
Nur mit seiner Namensgebung bleibt Peugeot weiterhin in der Sackgasse stecken. Es ist tragisch, dass sich die Franzosen nicht frühzeitig neue Modellnamen überlegt haben. Neue Modelle können nicht bis in alle Ewigkeit -08 heissen (neue Modelle -09 zu nennen, hat sich Peugeot mit dem 309 im Jahr 1985 verbaut).
Zweites Wochenende
Der Auto-Salon Genf 2019 ist noch bis und mit Sonntag 17. März 2019 geöffnet. Alle Informationen sind zu finden unter www.gims.swiss.
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